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Ja, ja, das kommt von das

Dez 2010
06

Diogenes und die bösen Buben von Korinth

von Wilhelm Busch
Wilhelm Busch: Diogenes 1 » Nachdenklich liegt in seiner Tonne
Diogenes hier an der Sonne. «
Wilhelm Busch: Diogenes 2 » Ein Bube, der ihn liegen sah,
Ruft seinen Freund; gleich ist er da. «
Wilhelm Busch: Diogenes 3 » Nun fangen die zwei Tropfen
Am Fasse an zu klopfen. «
Wilhelm Busch: Diogenes 4 » Diogenes schaut aus dem Faß
Und spricht: ›Ei, ei, was soll denn das!?‹ «
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Ein chinesischer Bachus

Dez 2010
05

Artgenossen hin oder her, zum 2. Advent schenkt uns durch Klabund, eigentlich Alfred Henschke, ein Herr ›Morgenstern‹ Li ein kleines Gedicht, um all dem Elend der kommenden Tage zu entgehen. Klabautermann Vagabund - kurz Klabund - verstarb in seinem achtunddreißigsten Jahr mit der Feststellung » Man müsste einmal eine Literaturgeschichte der Schwindsüchtigen schreiben, diese konstitutionelle Krankheit hat die Eigenschaft, die von ihr Befallenen seelisch zu ändern. Sie tragen das Kainsmal der nach innen gewandten Leidenschaft. «


Klabund

Li Tai-pe
Nachdichtungen


Geschrieben im März 1915
Li Bai

Der Hummer

Trinke dreihundert Becher guten Wein,
Und du wirst der Gattin Sorge ledig wie ein Junggeselle sein.
Groß ist die Zahl der Schmerzen und die Zahl der Becher klein:
Es bleibt nichts übrig, als ewig betrunken sein!
Weshalb sich seinen Ruhm wie Bei und Schu Tji erhungern ?
Wir wollen faul auf der Terrasse lungern.
Man spalte einen rotgesottenen Hummer!
Man spalte das Leid, man spalte die Qual und den Kummer!
Wir saugen sie aus bis auf die harten Schalen und häufen
Sie mit den Hummerscheren zu heiligen Hügeln —
Laßt trunken uns die Nacht mit ewigen Flügeln überflügeln!




Nachwort
Li Tai-pe lebte in China von 699 bis 762 nach Christi Geburt. Als ewig trunkener, ewig heiliger Wanderer wandert er durch die chinesische Welt. Kunstsinnige Herrscher beriefen den erlauchten Vagabunden an ihren Hof, und oft genug erniedrigte und erhöhte sich der Kaiser zum Sekretär des Dichters: wenn Li Tai-pe nach einem Zechgelage ihm seine Verse im Morgengrauen in den Pinsel diktierte. Der Kaiser, der den Dichter und Menschen brüderlich liebte, machte ihn zum kaiserlichen Beamten, setzte ihm eine Rente aus und gab ihm als Zeichen seiner höchsten Gnade ein kaiserliches Prunkgewand zum Geschenk — für einen Chinesen damaliger Zeit die höchste Ehrung. Li Tai-pe schleifte das kaiserliche Gewand durch alle Gossen der Provinz und ließ sich an Abenden voll Trunkenheit als Kaiser huldigen. Oder er hielt, in des Kaisers Kleidern, rebellische Ansprachen an die Trinkkumpane und das herbeigelaufene Volk. Er starb im Rausch, indem er bei einer nächtlichen Bootfahrt aus dem Kahne fiel. Die Legende läßt ihn von einem Delphin erretten, der ihn, während in den Lüften engelhafte Geister ihn betreuen, aufs Meer hinaus und in die Weite der Unsterblichkeit entführt.

Sein Volk vergötterte ihn und errichtete ihm einen Tempel; der kunstreichste der chinesischen Lyriker wurde auch der volkstümlichste. Noch heute genießt er in China, dem klassischen Lande des Literatentums, ein Ansehen, wie es nicht einmal Goethe bei den Deutschen genießt. Während eifrige Kommentatoren fortgesetzt am Werke sind, seinen Versen spitzfindige, tiefsinnige und geistreiche Erklärungen unterzulegen, singen junge und alte Burschen seine unsterblichen Lieder auf den Straßen.


Klabund

Antikes bloggen

Dez 2010
04

 

Sokrates Mainomenos
oder
Die Dialogen des Diogenes von Sinope

aus einer alten Handschrift, von Christoph Martin Wieland
Leibzig 1770

» Wie ich auf den Einfall komme, meine Begebenheiten, meine Beobachtungen, meine Empfindungen, meine Meynungen, meine Träumereyen, meine Thorheiten, — euere Thorheiten, und — die Weisheit, die ich vielleicht aus beyden gelernt habe, zu Papier zu bringen, das - sollte gleich das erste seyn, was ich euch sagen wollte, wenn ich nur erst Papier hätte, worauf ich schreiben könnte. — Doch, Papier könnten wir leicht entbehren, wenn wir nur Wachstafeln, oder Baumrinden, oder Häute, oder Palmblätter hätten! — und in Ermanglung deren möchten es weisses Blech, Marmor, Elfenbein, oder gar Backsteine thun; denn auf alle diese Dinge pflegte man ehmals zu schreiben, als es noch mehr darum zu thun war dauerhaft als viel zu schreiben: — Aber unglücklicher Weise habe ich von allen diesen Schreibmaterialien nichts, und wenn ich sie auch hätte, so würd’ ich sie nicht gebrauchen können, weil ich weder Feder noch Griffel, noch irgend ein anderes Instrument dazu habe, als dieses Stückchen Kreide. — Es ist ein schlimmer Handel! — Aber wie machte ichs, wenn gar nichts von allen diesen Dingen in der Welt wäre? Nicht schreiben wäre wohl das kürzeste Mittel; aber schreiben will ich nun, das ist beschlossen. — In den Sand schreiben? — Es gienge an; ich kenne zwey bis dreyhundert junge und alte Schriftsteller, denen ich, weil sie doch nun einmal schreiben wollen, wie ich, — oder vielleicht schreiben müssen, — diese Methode bestens empfohlen haben wollte. Allein sie hat bey allen dem ihre Unbequemlichkeiten. —


diogenes in der tonneDummkopf! daß ich mich nur einen Augenblick besinne, eh ich sehe, daß meine Tonne geräumig genug ist, eine ganze Iliade zu fassen, in so fern ich klein genug schreiben könnte. An meine Tonne will ich schreiben! — Ihre Seitenwände sind ohnehin so nackt, ohne Schnitzwerk, ohne Vergoldung, ohne Tapeten, ohne Mahlereyen; in der That, gar zu kahl. — Bin ich nicht so gut als der Wurm, aus dessen gesponnenem Schleime man diese Gewebe macht, womit unsre neuen Argonauten ihre Säle kleiden? - Der Wurm spinnt sich sein Haus selbst; ich beneide ihn darum; das ist mehr als ich kann. Aber ich kann doch mein Haus mit meinen eignen Hirngespinnsten tapezieren, und das will ich, wenigstens so lange dieses Stückchen Kreide dauert. «


Wuff! ;-)

»Ich suche einen Menschen!«